Adam Zagajewski: © Peter-Andreas Hassiepen
ERINNERN AN ADAM ZAGAJEWSKI
Polnisch-Deutsche Lesung aus seinem Gedichtband Das wahre Leben (Hanser)
Aus dem Polnischen von Renate Schmidgall
© 2024 Carl Hanser Verlag München
Datum: Sonntag, 19.10.
Zeit: 16.00 Uhr
Einritt: € 15,00 (inkl. Tee und Gebäck)
Ort: Hotel Wedina
Anmeldung unter Fon 040-207 69 037, Mailto: lit@lit-hamburg.de
„ Ich habe keine poetische Ideologie. Für mich soll jedes Gedicht eine kleine Offenbarung sein.“ Zagajewski brachte den Alltag zum Sprechen und zum Leuchten. Jahrelang galt er als Anwärter für den Literaturnobelpreis. Der melancholische Mann aus Krakau wäre ein würdiger Vertreter gewesen, dieser humanistisch gebildete Weltbürger, poetischer Traditionalist und visionärer Verteidiger einer brüchig gewordenen Zivilisation. Er selbst sprach von einer „verstümmelten Welt“. Inmitten der Trümmer des Krieges wurde Zagajewski 1945 in Lemberg geboren – „die Blätter wirbelten über den Narben der Welt.“ In der Geschichte der europäischen Poesie hat Zagajewski eine große Bedeutung.
Wie gern hätten wir ihn erlebt, einen, der mit „Auge und Herz“ (Volker Breidecker) die Welt beobachtete und über sie Gedichte und Essays schrieb. Diesen polyglotten Europäer, über den Michael Krüger sagte, seine Literatur sei eine zutiefst mitteleuropäische Dichtung, die alle Motive ihrer Gedankenwelt aufgenommen habe, „ …. um dann ein großes Feuerwerk abzufeuern, das in jeder Zeile spürbar ist“. Dichtung, schrieb Zagajewski, bringe den „Autobus des Alltäglichen zum Anhalten… die Dichter bauen ein Haus für uns – doch sie selbst/können nicht darin wohnen.“
Zagajewski kam aus einer vielsprachigen, jüdisch-inspirierten Welt, die er früh verlassen musste: Nach langen Jahren seines Pariser Exils kehrte er an den Ort seiner Kindheit und Studienjahre zurück, um nach Abendspaziergängen in Krakau die Mauersegler zu beobachten. Sein berühmtes Gedicht über diese rätselhaften Vögel, die sich die meiste Zeit in der Luft aufhalten, entstand an diesem schönen Ort.
Adam Zagajewski, 1945 in Lemberg geboren und 2021 in Krakau gestorben, studierte Psychologie und Philosophie in Krakau. Regelmäßig lehrte er an der University of Chicago. Zagajewski ist Autor zahlreicher Lyrik- und Essaybände sowie mehrerer Romane und wurde für sein Werk vielfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Eichendorff-Literaturpreis (2014), dem Heinrich-Mann-Preis der Berliner Akademie der Künste (2015), dem Leopold Lucas-Preis (2016), dem Jean-Amérie-Preis für Essayistik (2016) u.a., Bei Hanser erschienen zuletzt Verteidigung der Leidenschaft, Unsichtbare Hand, Die kleine Ewigkeit der Kunst, Asymmetrie (Gedichte), und Poesie für Anfänger.
Kooperation mit der Deutsch-Polnischen Gesellschaft
Lesung ausgewählter polnischer Gedichte: Barbara von Lipinski
Deutsche Lesung: Patricia Paweletz