Jutta Heinrich

Foto:Stephan Gabriel, Fotocredits

 

Abschied von Jutta Heinrich

Es  bleibt für uns alle unfassbar: Jutta Heinrich ist am 23. Juli 2021 völlig unerwartet verstorben. Es war wie ein tödlicher Unfall, völlig unvorhersehbar wurde sie aus ihrem Leben gerissen, aus ihrer Passion, Augen und Herzen zu öffnen – für das Wort, die Welt, die Menschen. Jahrzehntelang hat sie leidenschaftlich für das Literaturzentrum gearbeitet, war als Vorstandsvorsitzende sein Gesicht und seine Seele. Hunderten von Schülerinnen, Schülern und Erwachsenen lehrte sie die Lust am Schreiben, vermittelte ihnen, was für sie selbst die Essenz ihrer schriftstellerischen Arbeit war: Haltung zu zeigen und nach Wahrhaftigkeit zu suchen.  Für ihr Wirken wurde sie mit zahlreichen Auszeichnungen, Einladungen von Goethe-Instituten, einer Gastprofessur und Arbeitsstipendien geehrt; 2017 vom Senat der Hansestadt Hamburg für ihre künstlerischen und kulturellen Verdienste um Hamburg mit der Senator-Biermann-Ratjen-Medaille ausgezeichnet. 

Wir vermissen sie sehr, ihren Esprit, ihren Witz, ihre Schlagfertigkeit, ihren unabhängigen Geist, ihre Literatur, ihre Schreibhaltung, ihr Engagement, ihre Wachheit, Vitalität und unvergleichliche Empathie. Wir müssen von Jutta Abschied nehmen. Aber ihre Gedanken, ihre Worte, all die wertvollen und schönen Erinnerungen bleiben. Jutta wird immer zu uns sprechen. Und wir werden antworten. Wir werden die Arbeit für das Literaturzentrum Hamburg in ihrem Sinne fortführen. 

Alexander Häusser

 

 

Jutta Heinrich: Ihrer Zeit voraus mit radikal subjektivem Blick

Stand: 23.07.2024 15:56 Uhr

Vor drei Jahren starb die Schriftstellerin Jutta Heinrich in Hamburg, nach einem mutigen und ereignisreichen Leben. Zu ihrer Freundin Heidemarie Ott hat sie mal gesagt: „Du bist Zeugin meines Lebens“. Deshalb will Ott an sie erinnern.

von Yasemin Ergin

Als Jutta Heinrichs Debüt „Das Geschlecht der Gedanken“ im Jahre 1977 erschien, war der Roman bereits elf Jahre alt. Jahrelang hatte die Schriftstellerin keinen Verlag gefunden, der das Buch veröffentlichen wollte – zumindest nicht mit ihr als Autorin auf dem Titel. Eine so energische, radikale Literatur aus der Feder einer Frau, das wollten die Verlage ihrer Leserschaft damals nicht zumuten. Hätte sie sich ein männliches Pseudonym zugelegt, dann hätte sie die Wahl zwischen mehreren großen Verlagen gehabt, erzählte Heinrich später. Sie spielte nicht mit und ließ das Buch lieber erstmal in der Schublade, bis sich der feministische Verlag „Frauenoffensive“ des Titels annahm.  

Heinrichs Debüt: „Das Geschlecht der Gedanken“

https://www.ndr.de/kultur/buch/Jutta-Heinrich-Ihrer-Zeit-voraus-mit-radikal-subjektivem-Blick,juttaheinrich100.html